Belebt Konkurrenz wirklich das Geschäft?
{gallery}gallerien/gruppen,single=pokal.jpg, gap_h=-10{/gallery} Seit zwei Jahren ist der TTR-Wert die Grundlage für die Mannschaftsaufstellungen. Durch den Vergleichswert kann prinzipiell jeder bis ganz nach oben kommen. Inzwischen hat das neue Ranking bei der Stadtallianz teilweise zu einem offenen Wettkampf um die besten Plätze geführt. Ein Phänomen, welches noch vor wenigen Jahren in unserem Verein eher unbekannt war. Stellt sich die Frage: Ist das, was für den Einzelnen gut ist, auch gut für das Kollektiv?
Früher war alles besser. Das stimmt natürlich so pauschal natürlich nicht. Im Hinblick auf die Aufstellungen der TTG kann man aber schon ins Grübeln kommen. Noch vor drei Jahren hätte kein Spieler gewagt, an eine Karriere in einem anderen als dem angestammten Team auch nur zu denken. Die Loyalität zu den eigenen Mannschaftskameraden war das höchste Gut im Verein. Ich kann mich noch gut an Spielerversammlungen erinnern, auf denen verzweifelt Spieler für die zweite Herrenmannschaft gesucht wurden. Für ein Team, das in der A-Klasse oder sogar in der Kreisliga spielte. Und keiner wollte. Warum? Die Spieler waren da zufrieden, wo sie waren: In der Dritten und der Vierten, auch wenn sie dort eine oder gar mehrere Klassen tiefer dem kleinen Zelluloidball hinterher jagten. Man kannte sich, man mochte sich. Zum Glück gab es die Familie Schäfer, denn ohne sie hätte die Zweite wohl zu Fünft spielen müssen.
Selbstverständlich war dies keine TTG-exklusive Haltung. Wie sonst wäre zu erklären, dass andere Vereine mit Sperrvermerken um sich werfen wie die Kölner mit Kamelle beim Karneval? Die alten Gemeinschaften sollen so lange wie möglich erhalten werden. Im Prinzip ist das auch nicht verwerflich, solange nicht höhere Mannschaften und damit der gesamte Verein darunter leiden würden. Teilweise hat das Ansehen des Klubs auch darunter gelitten, dass man sich mit dem einen oder anderem Klassenleiter um die korrekte Aufstellung einzelner Spieler regelrecht gezofft hat. Die Bezirksvertreter betonten die zu große Differenz der Bilanzzahlen, die Vereinsmitglieder hingegen verwiesen auf die nicht gegebene Vergleichbarkeit verschiedener Staffeln. Das alles hatte mit der Einführung des TTR-Wertes zum Glück ein Ende.
Das Tisch-Tennis-Ranking ist sicherlich nicht perfekt, jedoch taugt es allemal zum mannschaftsübergreifenden Vergleich. Nun haben ehrgeizige Spieler die Möglichkeit, durch gute Leistungen in die höheren Mannschaften zu gelangen und viele Pokale zu gewinnen (wie auf dem Bild zu sehen). Dadurch werden zwangsläufig andere TTG'ler ein wenig nach unten geschoben. Keine Gewinner ohne Verlierer. Dieser Konkurrenzkampf ist jedoch allseits akzeptiert, wie die Einigung auf der diesjährigen Spielerversammlung gezeigt hat. Wer den besseren Wert hat, spielt oben.
Dabei können TTR-Punkte nicht nur im klassischen Mannschaftsspielbetrieb gesammelt werden, sondern auch bei Turnieren. Ja, genau, das sind diese komischen Veranstaltungen, bei denen man unsere Sportler seit einiger Zeit so selten sieht. Das war früher wirklich besser. Aber wer weiß, vielleicht wird es ja wieder so? Hey, wer auch immer nach oben will, für den führt eigentlich kein weg an den Turnieren in nah und fern vorbei. Bezirksmeisterschaften, Ranglisten, und, und, und. Da gibt es massig Kontrahenten mit höheren TTR-Werten. Okay, man kann natürlich auch verlieren, aber ihr wisst ja: No risk, no fun. Soweit, so gut. Wo ist also das Problem?
Ganz einfach: Das Ranking wirft die Frage auf, ob wir einen Einzelsport oder einen Mannschaftssport betreiben. Unser Spielleiter würde nun sagen: Es handelt sich um einen „erzwungenen Mannschaftssport". Das stimmt. Anders als im Fußball oder Handball sind Leistungen (bzw. ausbleibende Leistungen) meist problemlos dem Einzelnen zuzurechnen. Bestes Beispiel: Sobald die Nr. 1 fehlt, sinken die Erfolgschancen in der Regel rapide. Spiele ich also für das Team oder für meinen persönlichen TTR-Wert? Im Idealfall trifft sicherlich beides zu. Doch leider leben wir nicht in einer perfekten Welt. Im Prinzip ermöglicht es die Rangliste, dass in jeder Halbrunde die Mannschaften komplett anders aussehen. Ist das wirklich wünschenswert?
Ich persönlich finde, dass die Mannschaft, die eine Saison beginnt, diese auch so beenden sollte. Dies gilt zumindest für den Fall, dass die Vorrunde erfolgreich verlaufen ist und personelle Änderungen nicht notwendig erscheinen. Dem Teamgeist ist dieses Nomadentum nämlich nicht gerade zuträglich. Ich möchte nicht Kapitän einer Zweckgemeinschaft aus Einzelkämpfern sein. Ich möchte eine Mannschaft führen. Hinzu kommt, dass durch den Abgang eines Top-Manns unter Umständen auch das Spitzendoppel flöten geht. Natürlich bekommt man im Tausch einen guten Mann, aber ob das Team auch in der neuen Konstellation funktioniert, weiß man vorher nicht.
Wechsel innerhalb einer Spielzeit sind demnach unter diesen Umständen für das Kollektiv in der Regel nicht gut. Wir haben es ja selbst in der Hand. Die 50-Punkte-Regelung erlaubt es, Spieler in gewissen Grenzen frei aufstellen. Erst bei Überschreiten dieser Barriere muss – um Sperrvermerke zu vermeiden – umgestellt werden. Das ist dann der Punkt, an dem ich einen Wechsel innerhalb der Spielzeit notwendig und sinnvoll finde. Ein anderer Grund wäre eine miese Vorrunde, wenn man also z. B. auf einem Abstiegsplatz steht. Solange wir jedoch funktionierende und erfolgreiche Teams haben, sollten wir diese nicht unnötig umstellen.
Allerdings hängt dies auch vom Willen der betroffenen Spieler ab. Damit wären wir dann wieder am Anfang, nämlich bei der Ablehnung, in bestimmten Mannschaften zu spielen. Nur die Richtung hat sich paradoxer Weise umgekehrt. Früher wollte keiner hoch, heute streiten sie sich darum, wer hoch darf. Reisende soll man nicht aufhalten. Besser wäre es aber, ihnen würde es zu Hause gefallen.
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