Der Generationenkonflikt

{gallery}gallerien/mzcup2012,single=mzcup39.jpg,gap_v=-40 {/gallery} Mitte Dezember 2012 nahmen bei den Jugendvereinsmeisterschaften insgesamt 42 Jungen und Mädchen teil. Das ist eine sicherlich erfreuliche Tatsache. Alles andere als erfreulich ist das – vorsichtig ausgedrückt – eher zurückhaltende Interesse an einer konsequenten Jugendförderung im Damen- und Herrenbereich. Insbesondere über die Frage des Jugendersatzes gibt es seit einiger Zeit eine vereinsinterne Kontroverse.

In welchen Mannschaften sollen Jugendersatzspieler aufgestellt werden? Wann sollen sie zum Einsatz kommen? Wie soll die Integration aussehen, wenn Jugendliche in den Damen- bzw. Herrenbereich wechseln? Das alles sind Fragen, über die bei der TTG momentan alles andere als Einigkeit besteht. Befürworter der Einsätze von Mädchen und Jungen betonen die positiven Effekte für die sportliche Entwicklung des Nachwuchses, die Förderung des Zusammenhalts im Verein sowie die bessere Verfügbarkeit von Ersatzleuten. Skeptiker heben hingegen die Gefährdung sportlicher Ziele, den großen Altersunterschied sowie die gewachsenen Strukturen in den Damen- und Herrenteams hervor.

Fakt ist, dass Vereine langfristig auf Nachwuchs angewiesen sind. Natürlich kann man sich auch regelmäßig Spielerinnen und Spieler aus anderen Vereinen holen, aber im Tischtennis-Bereich ist das große Wechselfieber (z. B. im Vergleich zum Fußball) noch nicht ausgebrochen. Zum Beispiel kamen in den vergangenen sechs Jahren zehn Spielerinnen und Spieler zur TTG. Dem stehen acht Abgänge gegenüber. Macht unterm Strich sage und schreibe plus ein Spieler alle drei Jahre. Und das auch nur, wenn der Trend langfristig anhält. Vor 2006 konnte man sich nämlich die Wechsel an einer Hand abzählen. Wir brauchen also die Jugendlichen aus den eigenen Reihen.

Momentan macht sich das jedoch noch nicht bemerkbar, weil Tischtennis bekannter Maßen bis ins hohe Alter gespielt werden kann. Wer weiß, vermutlich hätte sogar Methusalem mit seinen 969 Jahren noch dem kleinen Zelluloidball hinterher gejagt. Wie auch immer: Irgendwann hören Spieler auf und spätestens dann braucht man den Nachwuchs. Dies betrifft übrigens nicht nur die Mannschaften, sondern auch den ehrenamtlichen Bereich. Für Vereinsämter wird junges Blut nun Mal genauso gebraucht wie an der Platte.

Also sollte man eigentlich bemüht sein, die Jungen und Mädchen zu integrieren. Aber sie könnten ja Spiele verlieren und dann steigt man eventuell nicht auf oder sogar ab. Okay, zugegeben, das kann durchaus passieren. Aber dann dürfte man so gut wie nie junge Spieler einsetzen. Aktuell befinden sich z. B. alle Herrenmannschaften der Stadtallianz entweder im Abstiegskampf oder im Aufstiegsrennen.

Außerdem trifft die These der Mannschaftsschwächung bei weitem nicht immer zu. Zum Beispiel hatte im Jahr 2003 die neu gegründete vierte Herrenmannschaft mit Daniel Haußmann, Philipp Dunder und Florian Reinhard gleich drei junge Spieler in ihren Reihen. Genau genommen, waren diese drei Jugendlichen sogar der Anlass für die Neugründung (die aber leider die große Ausnahme von der Regel war). Letztlich führte der Weg dieses Teams bis in die B-Klasse und nach Verstärkung durch Markus Hoecker und Ferit Yönel im Jahr 2008 sogar bis in die A-Klasse.

Das entscheidende Spiel um den Aufstieg gegen Walheim (9:7) wurde damals übrigens mit dem Jugendersatz Marcel Haußmann gewonnen. Marcel war damals an zwei Marbacher Punkten beteiligt. Erinnert sei hier auch an die beiden wichtigen Einzelsiege von Tristan Thienel im Spiel der Vierten gegen Großbottwar im Dezember 2012. Der Jugendersatz Thienel sicherte so der TTG ein 8:8-Unentschieden. Jugendförderung und Erfolg müssen sich demnach nicht ausschließen.

Und sind wir doch mal ehrlich: Geschätzte 90 Prozent der TTG-Spielerinnen und -Spieler sind schon einmal Meister, Pokalsieger, Aufsteiger oder Turniersieger gewesen. Wir haben alle schon etwas in unserem Tischtennis-Leben erreicht. Wenn wir die Jugend nicht in den Damen- und Herrenteams spielen lassen, verweigern wir ihnen die Chance, dasselbe zu erreichen wie wir.

Dann wäre da noch das Argument der gewachsenen Mannschaften, die durch junge Spielerinnen und Spieler „auseinandergerissen“ werden. Spätestens seit der Einführung des TTR-Wertes hat sich das aber eigentlich erledigt. Jede Mannschaft ist nun von Umstellungen bedroht. Sobald ein Spieler leistungsmäßig in ein anderes Team gehört, wird er dort aufgestellt. Selbstverständlich gibt es die Möglichkeit der Sperrvermerke, aber diese sind auch mit Nachteilen verbunden und sollten deshalb mit Bedacht eingesetzt werden. Man kann sich also nicht mehr darauf verlassen, auf immer und ewig im selben Team zu spielen. Für Nostalgiker sicherlich schade, aber es ist nun mal so.

Und der große Altersunterschied? An dem sind wir doch selbst Schuld! Die erste Herrenmannschaft darf komplett bei den Senioren spielen. Im zweiten Herrenteam ist der jüngste Spieler auch schon weit über 30. Die Damenmannschaft hat sich erst zur aktuellen Saison durch Neuzugang Julia Lvova deutlich verjüngt. Man hat es in den vergangenen Jahren schlichtweg versäumt, kontinuierlich junge Spielerinnen und Spieler einzubauen und nun ist da eben eine gewisse Lücke. Diese kann durchaus geschlossen werden, aber das dauert eben seine Zeit.

Allerdings braucht es dafür eine konsequente und dauerhafte Integration des Nachwuchses. Die Verbindung von Jugend- und Erwachsenenbereich hat wie gesehen neben einigen (vor allem kurzfristigen) Nachteilen auch eine ganze Reihe gewichtiger Vorteile. Möglichkeiten für die Jugendförderung sind die Berücksichtigung von Jugendersatzspielern wie auch die Neugründung von Mannschaften, in denen eine gesunde Mischung von Jung und Alt an die Platten geht. Wir haben ein immenses Potenzial an Jugendlichen. Es ist an uns, dieses auch langfristig zu nutzen.